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Die Künstlerin Astrid Gamper hat Modedesign studiert …

Modedesign… dazu fällt mir spontan ein: Überformung des Körpers mit einer Hülle, einem Kleid aus Stoff, einem Gewebe … oder ein Kostüm, eine Maskierung,  gar ein Schutzpanzer?  Modedesign heißt eigentlich skulptural arbeiten …plastisch formen, Körper modellieren.

Einer der Studienschwerpunkte ist das Aktzeichnen, um Körperproportionen und Körperaufbau zu studieren … für die Aufnahme werden künstlerische Arbeitsproben verlangt

Das Wort Mode ist in der Kunstwelt zum Teil mit Vorurteilen verbunden, da damit etwas Kurzlebiges, vom Zeitgeschmack Anhängiges gemeint ist. Mit Kunst dagegen wird eine allgemeingültige Aussage verbunden, die keinem Gebrauchszweck unterworfen ist, eben „l`art pour l`art“,“ die Kunst um der Kunst willen“. 

Im Falle von Astrid Gamper ist ihre Studienwahl  bestimmt von “im Zeitgeist sein” … von “im Zeitgeist“ handeln. Heute sind die Grenzen zwischen den Kunstgattungen fließend. Kenntnisse in vielen Bereichen bis hin zum eigenen Management gehören zu den beruflichen Voraussetzungen der Künstler.

Astrid Gamper ist demnach keine Spätberufene, sondern jemand, der im Kern Künstlerin ist, deren Ausdrucksmittel, die Zeichnung, schon seit je gelernt, geübt und von ihr zur Bravour eben in der Aktzeichnung entwickelt wurde. 

Mit großer Hingabe, Intensität und Zielstrebigkeit, ja geradezu Zähigkeit hat sie in den letzten Jahren eine komplexe Thematik, die aus einem inneren Bedürfnis gereift ist, bewältigt und auch eine ganz eigene Technik entwickelt. 

Ihr Ausdrucksmittel Zeichnung, die Kunst der Linie und des chiaro scuro, beherrscht sie meisterhaft … aber sie will mehr!

Astrid Gamper verlässt die glatte, schillernde Oberfläche,  sie zerstört die perfekte Außenhaut, reißt förmlich die äußere Hülle ab. Was ist darunter?  Sie geht die sprichwörtliche „Zerreißprobe“ ein um freizulegen, aufzudecken, zu demaskieren.  Das geht „unter die Haut“!

Im Mittelpunkt ihrer Thematik steht der Mensch … seine innere und von außen geprägte Welt … die Entwicklung seiner Persönlichkeit, seiner Identität … Welche schmerzhaften Erfahrungen und welche Glücksmomente formen uns zu dem was wir sind?  Wann müssen wir uns häuten, erneuern, wann müssen wir uns befreien, das Korsett sprengen? Wie finden wir dennoch ein Gleichgewicht, ein uns tragendes Weltbild?

Träger ihrer Auseinandersetzung ist der menschliche Körper -  speziell der weibliche Akt. Die Haut als Projektionsfläche für ihre Botschaften … Tattoos auf der Haut,  Gaffiti auf abblätterndem Mauerwerk  oder doch eher durch das Skalpell des Bildschnitzers Entstandenes.

Analog zur Haut wählt  Astrid Gamper  das Papier als kongenialen Malgrund.  Papyrus, Pergament, Tierhäute waren seit je Beschreibstoffe …Der haptische Charakter von Papier, seine Materialbeschaffenheit, knittrig, grob, glatt, wellig, runzelig, faserig faszinieren sie. 

… die glatte Oberfläche, auf der sie ihre Zeichenspuren mal sanft, mal kräftig setzt, verwischt, akzentuiert oder verwirft, überarbeitet, sie erneut zerreißt und überklebt, verreibt, zerkratzt… ihre Hände glätten, drücken, verschmieren die Oberfläche, eine verbindende Patina entsteht. 

Graphit, seine grauschwarze,  schimmernde  Strichfarbe ist ihr bevorzugtes Schreibmaterial „nicht Weiß, schmutzig Weiß, nicht Schwarz, Grauschwarz“ (ihre Worte)… sie strebt nach feinsten Farb- und Bedeutungsnuancen.

Ist das nicht unglaublich, wie der Arbeitsprozess der Künstlerin unsere Seelenzustände,  Zweifel, Zerrissenheit, das Ringen mit uns selbst widerspiegelt? Verwundungen, Schründe, Abschürfungen … Heilung?

Das ist Aktionskunst!  Das Bild als solches ist letztlich die Dokumentation dieser wechselvollen Emotionen, denen sich die Künstlerin aussetzt.

Genau das ist das Faszinierende,  Authentische  und  Erlittene in ihrer Kunst, das uns so unmittelbar anspricht und tief berührt.

Was ich besonders interessant finde ist die Gestaltung vornehmlich weiblicher Körper aus weiblicher Sicht. Die Frau als Schaffende und gleichzeitig Protagonistin ihres Werks … 

(… liefert uns die Kunstgeschichte doch nahezu ausschließlich ein männlich  geprägtes Frauenbild …) 

Astrid Gamper zeigt uns in ihren Arbeiten die Weichheit weiblicher Formen und Bewegungen, das Mütterliche, Geburt,  Schmerz,  Anmut, und Schönheit.  Den Kreationsakt der Frau … den Frauenkörper als Gefäß, als Schwamm der Empfindungen, Verletzlichkeit. Unendliche Duldsamkeit … gleichzeitig Entrücktheit.  Ihre Frauenfiguren, meist abgewandt, scheinen all das Leid der menschlichen Existenz zu umarmen.

Um die Formensprache von Astrid Gamper zu erfassen ist unsere Wahrnehmungsfähigkeit  voll gefordert, aktiv von der rechten in die linke Gehirnhälfte, von der rationellen in die emotionale Region fluktuierend zu wechseln um Positiv und Negativ, Schein und Wirklichkeit aus ihren Liniengebilden zu filtern …  

Das Eintauchen in einen Bildkosmos, den die Künstlerin in verschlüsselter Weise so genial vor uns ausbreitet,  eröffnet uns neue Sichtweisen. Indem wir uns darin spiegeln, hinterfragen wir uns selbst.

Als Erinnerungsfetzen und Bildfragmente zerfließen unsere Erfahrungen in einen Ozean diffuser Erinnerungen. Gespeichert in unseren Hirnregionen tauchen sie in Träumen und Wachträumen auf. 

In eben diesen Randbereichen zwischen Bewusstheit und Unterbewusstsein erfühlen wir unsere Wahrheiten, dort findet auch der kreative Akt des Künstlers statt und gewährt Zugang zu Unerklärlichem, Ungeahntem … zu verborgenen Kräften

 „Graben“ und „Schürfen“ in den zugeschütteten Tiefen der Erfahrungen sind ein emotionaler Kraftakt, Tauchgänge ins Unterbewusstsein.

Diesen inneren Bildern gibt Astrid Gamper Gestalt. Mit einer nahezu traumwandlerischen Sicherheit für Komposition verleiht sie den in sich ruhenden „Kunstfiguren“  Gleichgewicht auch im Fall, auch in ihrer Metamorphose, in ihrer Auflösung und Wiedergeburt 

Es ist eine ganz persönliche Handschrift mit der Astrid Gamper die Wirklichkeit ihrer Wahrheit, ihr Bild der Welt aufs Papier „schreibt“. 

Sonya Hofer

Ausstellungseröffnung Stadtmuseum Klausen

August 2019

L’artista Astrid Gamper ha studiato design di moda.

Design di moda ... a questo concetto collego spontaneamente la copertura del corpo con un guscio, un tessuto ... oppure un costume, una mascheratura, o addirittura una corazza?

Design di moda infatti vuol dire lavorare scolpendo ...formare plasticamente, modellare i corpi.

Uno dei rami importanti di questo studio é il disegno del nudo per studiare le proporzioni dei corpi e la loro struttura. Per essere ammessi sono richieste prove di lavoro artistico.

La parola moda evoca nel mondo dell’arte a volte certi pregiudizi perché associata a qualcosa di breve durata, di qualcosa di dipendente dallo Zeitgeist. All’arte invece si associa una dichiarazione universalmente valida non sottoposta ad alcuna destinazione d’uso, cioè “l’art pour l’art”, “l’arte per ‘l’arte”.

Nel caso di Astrid Gamper la scelta dello studio era sicuramente determinata da “lo stare nel Zeitgeist” ... da “l’agire nello Zeitgeist”. Oggi però i confini tra i vari generi dell’arte sono fluidi. Capacità in molti settori fino al management di se stessi sono condizioni indispensabili per un artista.

Nel caso di Astrid Gamper non si può quindi parlare di vocazione tardiva ma di una persona  profondamente artista, il cui mezzo espressivo, il disegno, è stato da sempre studiato, praticato e portato a grande bravura nel disegno del nudo.

Con grande passione, intensità e determinazione, quasi con persistenza ha affrontato negli ultimi anni una tematica complessa maturata da una necessità interiore sviluppando una tecnica tutta sua. 

Il suo mezzo di espressione disegno, l’arte della linea e del chiaro scuro, lo padroneggia in modo egregio ... ma lei vuole di più.

Astrid Gamper abbandona la superficie liscia, scintillante, distrugge la perfetta pelle esteriore, strappa quasi via l’involucro esterno. Cosa c’è sotto?  Affronta il calvario di liberare, rilevare, smascherare. Questo entra sotto la pelle.

Al centro della tematica c’è l’uomo ... il suo mondo interno e formato dall’esterno ... lo sviluppo della sua personalità, della sua identità ... Quali esperienze dolorose e quali momenti di felicità ci fanno diventare quello che siamo? Quando dobbiamo scorticarci, rinnovarci, quando dobbiamo liberarci, rompere la corazza? Come facciamo a trovare ugualmente un equilibrio, una visione del mondo che ci sostiene.

Il vettore del suo dibattito è il corpo umano, specialmente il nudo femminile. La pelle come luogo di proiezione per i suoi messaggi ... tatuaggi sulla pelle, graffiti su mura scrostate o forse piuttosto formazioni create dalla mano dello scultore. 

In analogia alla pelle Astrid Gamper sceglie la carta come congeniale fondo di pittura. Papiro, pergamena, pelli di animali fungevano da sempre da superficie per scriverci. Il carattere tattile della carta, la sua caratteristica materiale, sgualcita, ruvida, liscia, ondulata, rugosa, fibrosa la affascinano.

... la superficie liscia sulla quale pone le sue tracce di segni, a volte delicatamente, a volte con forza, tracce che sfuoca, accentua o scarta, rivede, che strappa di nuovo e attacca, macina, gratta ... le sue mani lisciano, pressano, sbavano la superficie, finché si crea una patina collante.

La grafite con il suo lucente tratto di colore grigio nero è il suo materiale preferito di scrittura, “non bianco, bianco sporco, non nero, nero grigiastro” (sono le sue parole) ... aspira a sottilissime sfumature di colore e di significati.

Non è incredibile come il processo lavorativo dell’artista rispecchia i nostri stati d’animo, i nostri dubbi, lacerazioni, la lotta con noi stessi? Ferite, abissi, abrasioni ... guarigione?

Questa è performance! Il quadro è alla fine la documentazione di queste emozioni in forte  movimento ai quali si espone. Esattamente in questo sta il fascino, l’autentico e il sofferto della sua arte che ci tocca profondamente.

Un altro aspetto che trovo molto interessante è la disposizione di corpi prevalentemente femminili dal punto di vista femminile. La donna come creatrice e allo stesso tempo protagonista dell’opera. (Dato che la storia dell’arte ci fornisce quasi esclusivamente una visione al maschile di donna)

Astrid Gamper ci mostra nei suoi lavori la morbidezza delle forme e dei movimenti femminili, maternità, parto, dolore, grazia e bellezza. L’atto di creazione della donna ... la donna come contenitore, come spugna di sensazioni, di vulnerabilità. 

Infinita tolleranza ... allo stesso tempo rapita e pensierosa. Le sue figure femminili, spesso rivolte altrove, sembrano di abbracciare tutta la sofferenza del genere umano.

La nostra capacità di percezione è fortemente impegnata nel comprendere il linguaggio formale di Astrid Gamper, di passare dalla parte destra del nostro cervello a quella sinistra, fluttuando tra le regioni razionali e quelle emozionali per filtrare positivo e negativo, virtuale e reale dalle formazioni di linee.

L’immersione  nel cosmo di immagini che l’artista espone in versione codificata in modo geniale ci apre nuovi modi di vedere. Specchiandoci dentro scrutiniamo noi stessi.

Le nostre esperienze si diffondono come stracci di ricordi e frammenti di immagini in un oceano di ricordi diffusi. Salvati nelle regioni e

Del nostro cervello riappaiono nei nostri sogni e sogni ad occhi aperti.

In queste zone di confine tra coscienza e subcosciente percepiamo le nostre verità, lì si svolge  l’atto creativo dell’artista e permette accesso all’inspiegabile, all’inatteso ... a forze nascoste.

Scavare e scrutare nelle profondità coperte delle esperienze sono un atto di forza emozionale, un tuffo nelle profondità dell’inconscio. 

Astrid Gamper da forma a queste immagini interiori. Con sicurezza impressionante per la composizione dà alle figure artistiche equilibrio anche nel cadere, anche nella loro  metamorfosi, nella loro dissoluzione e rinascita. 

 

È una scrittura molto personale con la quale Astrid Gamper “scrive” sulla carta la realtà della sua verità, la sua visione del mondo.

Sonya Hofer

Ausstellungseröffnung Stadtmuseum Klausen

August 2019

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